Ich lag noch sehr-sehr müde im Bett. Vorm Einschlafen hatte ich Kontakt zu meinem Inneren Kind aufgenommen, denn ich hatte vor, heute zu schreiben. Diesen Blog zu schreiben. Doch, noch bevor ich mit meinem Inneren Kind wirklich ins Gespräch gekommen wäre, hat mich der Schlaf mitgerissen.

Jetzt beim Erwachen sah ich mein Inneres Kind direkt, es stand vor mir, mit seinen Hausschühchen und den nackten Beinchen die unter der etwas zu kurzen Schalfanzugshose hervorguckten. Es hatte einen Stoffhasen mit langen, hängenden Ohren unter dem Arm, es schaute mich lächelnd an und sagte: „Ich mag einen Kakao“. Kurze Zeit später saßen wir zusammen im Bett, mit Kakao, Hasen und von Liebe gefüllten Herzen. Ich erinnerte mich dabei an die Zeit, als meine kleine Tochter so neben mir im Bett saß, mit ihrem Kakao-Mund und wir gemeinsam unseren „Sonntagskaffee im Bett“ genossen haben. Damals gab es oft noch eine Geschichte, die ich vorgelesen habe oder wir haben Kinder-Kassetten gehört. Jetzt aber spürte ich, dass mein Inneres Kind etwas sagen möchte. Ich habe es ja vor dem Einschlafen darum gebeten.

So blieb ich still und wartete ab.

„Ganz einfach…“, sagte mein Inneres Kind, „ich habe drei Tipps für dich und für alle Menschen.“ Ich musste bei diesem direkten, entschlossenen Einstieg etwas schmunzeln. „Du kennst doch auch Sachen aus deinem Leben, die du mal tun möchtest, wenn… Die du gerne tun würdest, aber erst, wenn… Sachen die du tun müsstest, aber doch noch auf später aufschiebst, weil jetzt noch nicht… Mein erster Tipp für dich:

Warte nicht länger!

Das ist das Erste, das ihr Erwachsenen uns beibringt, sobald wir auf der Welt sind: Warten. Warten, weil grade etwas wichtiger ist, als unser Bedürfnis. Warten, weil es nicht der richtige Zeitpunkt ist dafür was wir wollen. Warten, weil wir grade nicht dran sind. Es ist wichtig in dieser Welt, das Warten zu lernen, es zu können. Da habt ihr schon Recht. Aber manchmal ist es noch wichtiger, nicht zu warten.

Die Fähigkeit zu warten hat eine Schattenseite:

Das Aufschieben. Mit der Fähigkeit des Wartens richtet ihr euch eine Komfortzone ein, in der ihr euch vergesst, obwohl ihr eigentlich weiter gehen wolltet. Eure Angst vor dem nächsten Schritt führt euch oft in diese Komfortzone des Aufschiebens. Und darin gibt es viele Gründe zu warten: Auf den richtigen Zeitpunkt, auf die richtigen Bedingungen, auf den richtigen Menschen, auf ein Wunder, darauf, dass ihr soweit seid… Aber was passiert wirklich? Dort in diesem vermeintlich bequemen Raum verpufft deine Energie. Die Energie deines nächsten Schrittes. Und du verlierst die Lust, die Motivation, denn Sinn und vor allem die Freude.

Also, schaue genau hin.

Schreibe mindestens drei Sachen auf, die du (schon länger) „mal machen möchtest“. Und prüfe deine Motivation punkto „Warten“. Warum möchtest/kannst du es nicht jetzt machen? Was wäre, wenn du es trotzdem tun würdest?

Hast du dabei eine oder mehrere Sachen erkannt, die du in Wirklichkeit aufschiebst? Ok, macht nichts. Höre JETZT damit einfach auf. Warte nicht länger: Tue es oder streiche es von deiner Liste von „später“. Du wirst dadurch Energie zurückbekommen, denn diese Sachen sind wahre Energieräuber. Das Warten ist wie ein Motor im Leerlauf: Er verbraucht Kraftstoff und verschleißt ohne Umsetzung. Dein Aufschieben verbraucht Kraftstoff und verschleißt deine Kraft. Setze einen Gang ein und fahre los. Oder stelle den Motor ab, wenn es wirklich noch nicht an der Zeit ist, zu starten.

Wenn du tiefer gehen möchtest,

kannst du dich fragen: Was ist der wirkliche Grund, dass ich nicht starte? Welche Ängste oder Glaubenssätze halten mich zurück? Glaube ich an mich? Glaube ich an mein Ziel? Ist das überhaupt mein Ziel, oder habe ich mir die Richtung aufquatschen lassen? Habe ich Angst vor der Verantwortung? Und dann kannst du schauen, was du ändern möchtest und wie du es ändern kannst. Stelle die richtigen Fragen und du wirst die richtigen Lösungen finden. Entscheide dich wirklich und du wirst die nötige Unterstützung bekommen.
Denn auch hier gilt: Erst mit deiner Entscheidung schaltet sich das Universum (dein Universum!) ein, um dich zu unterstützen. Erst auf dem Weg entfalten sich deine Potenziale, weil sie gebraucht werden. Im geschützten Raum des Aufschiebens werden sie sich nicht zeigen. Wozu denn auch? Du musst auch nicht den ganzen Weg kennen, um anzukommen. Du musst nur ehrlich entscheiden, ob du wirklich gehen willst oder nicht. Punkt.“

Meine Kaffeetasse war immer noch ganz voll.

Ich landete wieder im Bett neben meinem Inneren Kind und dem Hasen mit den langen Ohren. Die gehörten Worte hatten mich in eine Ebene jenseits von Zeit und Raum mitgenommen. Während meine Ohren zuhörten, war ich mit meinem ganzen Sein in die Ebene eingetaucht, die mein Inneres Kind für mich eröffnete: Die „Gesetzmäßigkeit der Dinge“. Alle Dinge haben ihre eigene Gesetzmäßigkeit, alles hat seine Zeit hier auf der Erde. Die Natur lebt uns das permanent vor. Und ich spürte deutlich, was es bedeutet, dieser Gesetzmäßigkeit nicht zu folgen. Was es bedeutet, wenn ich eigene Gesetzmäßigkeiten aufstelle, die mit dem eigentlichen, natürlichen Fluss nicht übereinstimmen. Ja, mein Inneres Kind hat Recht. Entweder ist etwas dran oder es ist nicht dran. Was erst später ist, das kann ich heute nicht bewegen. Aber was heute ist, das blockiere ich damit, wenn ich es auf später verschiebe. Weil später jetzt noch nicht existiert.

„Danke“, sagte ich und gab meinem Inneren Kind ein Küsschen.

Seine Kakaotasse war auch noch fast voll, aber seine Augen strahlten in einem freudigen Licht. „Wir trinken jetzt unseren „Sonntagskaffee“ und genießen dieses JETZT, ok? Die anderen Tipps verschieben wir auf ein anderes Mal“ – sagte es mit einem schelmischen Lachen. „Na, wenn DU das sagst, dann wird es schon richtig sein…!“, erwiderte ich zwinkernd und spürte dabei selbst, dass wir damit im „richtigen Fluss sind“.

Also, sage ich zu dir auch: Bis zum nächsten Mal, in freudiger Erwartung. Denn ich bin selbst gespannt, was die nächsten Tipps von meinem Inneren Kind sein werden. Erstmal werde ich jetzt meine „Später-Liste“ prüfen und schauen, bei welchen Sachen ich den Gang einlege und bei welchen den Motor abstelle. Du auch?

Herzlichst,