Wir müssen schon als Kinder lernen, dass man nicht alles haben kann. Und als Erwachsene geben wir uns dann oft an den falschen Stellen damit zufrieden, was wir haben. Nicht weil wir wirklich zufrieden und dankbar sind (das sollten wir immer sein!), sondern weil wir nicht daran glauben, dass es für uns mehr geben kann. Weil wir nicht daran glauben, dass unsere Wünsche bedeutend sind und sie erfüllt werden können.
Hier eine Geschichte einer Teilnehmerin aus einem der Inneren Kind Seminaren. Nennen wir sie Julia:
Julia hat sich als kleines Mädchen eine Puppe gewünscht. Nichts Ungewöhnliches für ein Mädchen.
Und eigentlich auch nichts Schwieriges, um es zu bekommen. Eine Puppe mit braunen Haaren und blauen Augen…
Sie bekam bei der nächsten Gelegenheit eine Puppe geschenkt. Sie erzählte, mit wie viel Freude sie die Puppe auspackte – und wie enttäuscht sie war, als sie ihr in die Augen schaute. Nein, das war nicht ihre Puppe. Sie hatte zwar braune Haare, aber keine blauen Augen. Ihre Augen waren dunkelbraun.
Sie wünschte sich also weiterhin die Puppe mit braunen Haaren und blauen Augen. Und sie bekam irgendwann wieder eine geschenkt – ihre Eltern haben versucht, sie mit einer neuen Puppe glücklich zu machen. Aber das war auch nicht die richtige Puppe. Und die nächste auch nicht. Sie hatte bald Puppen mit blonden Haaren und blauen Augen, mit roten Haaren und blauen Augen, mit braunen Haaren und … braunen Augen… Sie hatte Puppen in allen Variationen… Aber es schien keine Puppe zu geben, die ihrem inneren Wunschbild entsprach.
Woran lag das?
Es ist nicht wichtig… Wichtig ist, dass dieses kleine Mädchen seinen Wunsch nie vergessen hat, es von ihm nie abgewichen ist.
Woher kam dieser Wunsch?
Nicht relevant. Er kam von irgendwoher und war scheinbar sehr wichtig. Denn als erwachsene Frau saß Julia im Seminar und erinnerte sich daran (ihr Inneres Kind erinnerte sie daran), dass ihr Wunsch immer noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Am Ende des Seminars hatte ihr Inneres Kind dann eine Bitte: Es hat sich eine Puppe mit braunen Haaren und blauen Augen gewünscht.
Einige Monate nach dem Seminar begegnete ich Julia wieder, bei dem „Inneren-Kind-Treffen“, das ich organisiert hatte. Ein Treffen für ehemalige Seminarteilnehmer als Möglichkeit, neue Impulse zu bekommen und eine Gelegenheit für sie, sich untereinander auszutauschen.
Julia erzählte, dass sie sich nach dem Seminar auf die Suche nach einer Puppe mit braunen Haaren und blauen Augen machte.
Vergebens. Sie fand keine. Entweder die Haarfarbe oder die Augenfarbe – irgendetwas passte immer nicht. Dann ist sie kurzerhand zu einem Puppenmacher gegangen und hat die Puppe, so wie es sie nicht zu kaufen gab, in Auftrag gegeben. Sie war nicht günstig, erzählte sie. Aber das war ihr egal. Endlich wollte sie sich diesen Wunsch erfüllen. Ihr Inneres Kind sollte endlich bekommen, was es sich seit Jahrzehnten wünschte. Und es bekam es.
Hast du auch einen Wunsch, der sich nie erfüllt hat? Hast du dir als Kind etwas sehr gewünscht, was du nicht bekommen hast, worauf du verzichten musstest, was du nicht erleben konntest?
Wenn ja, schenke es dir, ermögliche es deinem Inneren Kind heute. Finde einen Weg, die Erfüllung seines Wunsches möglich zu machen. Nicht, weil du musst, sondern einfach, weil du möchtest, aus Liebe zu dir selbst, aus Liebe zu deinem Inneren Kind. Oft ist es gar nicht so schwer, wie es vielleicht erscheint, so einen Wunsch zu erfüllen. Oft ergeben sich Wege wie von selbst, die man vorher nicht erahnt hat.
Ist es dir unmöglich, deinem Inneren Kind seinen Wunsch zu erfüllen?
Dann erfülle ihn in deiner Vorstellung, in deinen inneren Bildern, in einer inneren Begegnung mit dem Kind. Es spielt nicht so eine große Rolle, ob es wirklich passiert oder nicht. Eine große Rolle spielt aber, dass dein Inneres Kind sich dadurch gesehen fühlt. Dass es sich ernst genommen fühlt. Dass es merkt: „Da ist jemand, der sich für mich interessiert, dem ich wichtig bin und dem meine Wünsche wichtig sind. Ich werde gesehen. Ich bin wichtig.“ Und es lernt, dass das Leben großzügig ist, das Wünsche in Erfüllung gehen. Seine alten Programmierungen von Mangel und Verzicht werden überschrieben. Seine Überzeugung von „man kann eben nicht alles haben“ kann sich wandeln.
Bist du vielleicht jemand, der für seine Wünsche nicht einsteht, weil du glaubst, dass sie sowieso nicht erfüllt werden?
Wenn ja, dann denke öfter an das kleine Mädchen aus dieser Geschichte. Denke an die kleine Julia, die nicht aufgegeben hat. Ihre Ausdauer, ihr Glaube an die Erfüllung ihres Wunsches haben sich letztendlich gelohnt. Wenn auch viele-viele Jahre später, aber ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Es ist nie zu spät, dir und deinem Inneren Kind einen Wunsch zu erfüllen.
Es gibt immer Möglichkeiten, dir selbst eine Freude zu machen. Es ist immer wichtig, dir selbst Aufmerksamkeit und Liebe zu geben.
Es ist bald Weihnachten, das Fest der Liebe. Ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.
Ich wünsche dir viel Freude bei der Erfüllung deiner Wünsche und viel Freude bei dem „dich lieb haben“.
In Liebe
Deine Sina