Einfach leben! Kinder sind so herrlich einfach. Es lohnt sich manchmal sehr, ihrer Sichtweise, ihrer Logik und ihren Hinweisen zu folgen. Da können sich sogar manche gordische Knoten auflösen. Einfachheit hat Zauberkraft.
Entstehen nicht viele unserer Probleme daraus, dass wir zu kompliziert denken?
Dass wir vor lauter denken und Bedenken die einfache Lösung nicht sehen können? Wir verstricken uns in allen Eventualitäten, in der Bemühung, ja den besten Weg zu wählen oder lassen uns von unserem Frust, uns
erer Angst und unseren Befürchtungen blockieren
Kinder sind dagegen oft herrlich erfrischend, wenn es um Lösungen geht. Weil sie Vertrauen haben, erschrecken sie vor Problemen nicht. Weil sie noch frei und kreativ sind, finden sie Wege, die für uns Erwachsene oft zu einfach sind, um gesehen zu werden.
So auch der kleine Thomas…
Er saß hinten auf dem Fahrrad seiner Mutter im Kindersitz.
Es war Winter, die Straßen waren vereist, voller Spurrillen aus gefrorenem Schneematsch. Kein ideales Wetter zum Fahrradfahren. Doch Mama musste zur Arbeit und Thomas musste vorher in den Kindergarten. Da half nichts. Mama mochte Fahrradfahren nicht und die Kälte noch weniger. Und dann passierte es. DasFahrrad rutschte beim Wiederaufsteigen weg und fiel hin. Mit Thomas darauf. Seine Mama konnte das Gewicht nicht halten. Sie konnte lediglich noch dafür sorgen, dass das Umfallen im Lupentempo geschieht geschah. Sie selbst lag mit einem Bein unter dem Fahrrad und musste sich erst befreien. Dann wollte sie das Fahrrad wieder aufrichten, merkte aber, dass sie nicht genug Kraft dafür hatte. Verzweiflung und Wut stiegen in ihr hoch. Blöder Winter! Bescheuertes Fahrradfahren bei so einem Wetter! In ihrer Verzweiflung sprach sie zu ihrem Sohn: „Ah, Thomas, guck mal… Was sollen wir jetzt bloß machen?! Wir können hier nicht aufstehen! Ich weiß nicht, wie ich das Fahrrad wieder hingestellt kriegen soll!“. Thomas – der sich, Gott und dem Lupentempo sei Dank, kein bisschen wehgetan hat – schien ganz relaxt, sah seine Mutter an und sagte: „Ja, dann warten wir, bis jemand anderes mit dem Fahrrad kommt, der auch hinfällt und dann gucken wir, wie er das macht.
Seine Mutter konnte in dem Moment über diese genial-witzige Aussage nicht lachen.
Sie war zu verzweifelt und wütend dafür. Aber es machte bei ihr „klick“ und sie dachte: „Ja, stimmt! Es wird sicher jemand kommen, der mir hilft.“ Und es kam jemand der ihr half.
Diese Geschichte zeigt, dass wir nicht immer alles selbst schaffen müssen. Dass wir Hilfe annehmen können. Wie Kinder es auch oft tun. Für sie ist es ganz normal, dass jemand da ist, der ihnen hilft. Dieses Vertrauen haben wir Erwachsenen ziemlich verloren. Die Geschichte zeigt auch, dass Lösungen einfach sein können, wenn wir es schaffen, uns in die Problematik nicht zu verstricken, uns darin nicht zu verlieren.
Kinder verzweifeln nicht so schnell, wenn sie etwas nicht schaffen.
Sie glauben an sich und versuchen es erneut oder suchen eine andere Lösung. Hast du schon mal kleine Kinder beobachtet, die sich anziehen wollen? Linkes Bein in das linke Hosenbein, rechtes Bein auch in das linke Hosenbein… Passt nicht. Noch einmal… Diesmal rechtes Bein in das rechte Hosenbein, linkes Bein auch in das rechte Hosenbein. Passt auch nicht. Dann linkes Bein in das rechte Hosenbein… jetzt ist das freie Hosenbein auf der falschen Seite… Nochmal von vorne… Voller Konzentration und Ernsthaftigkeit, in totaler Hingabe an die Situation.
Bei einigermaßen ausgeglichenen Kindern dauert es in der Regel eine ganze Weile, bis sie in so einer Situation verzweifeln. Aber selbst wenn sie verzweifeln, beziehen sie das Problem nicht auf sich. Sie denken nicht „Ich kann nichts, bin nichts wert“, sie denken nicht „Ich muss mich schämen, ich bin ein schlechter Mensch, wenn ich das nicht kann“ oder „Die anderen sind besser“. Sie denken auch nicht „Das Leben ist ungerecht“ oder „Warum immer ich?!“ Sie schauen stattdessen wie sie möglichst einfach zu einer Lösung kommen oder sich helfen lassen können.
So warst du als Kind auch,
zumindest bist du mit dieser Qualität auf die Welt gekommen. Die Kritik und die negativen Bewertungen, die du erlebt hast, haben dann eine andere Realität von dir selbst und der Welt erschaffen.
Aber dein Inneres Kind trägt diese und weitere wunderbare Qualitäten in sich. Nichts ist verloren. Auch deswegen ist es so wichtig, das Kind in dir wieder zu erwecken, es zu heilen und ihm wieder Raum zu geben. Seine Einfachheit macht dein Leben einfacher. Sein Vertrauen deinen Alltag leichter. Seine Leichtigkeit macht deine Schritte unbeschwerter. Und seine Liebe hilft dir, dich selbst zu spüren und zu lieben. Dich selbst zu sehen und anzunehmen, wie du bist.
Ich wünsche dir, dass du das in Verbindung mit deinem Inneren Kind erfährst.
In Liebe,