Oft ist es für mich gar nicht so einfach zu erklären, was die Arbeit mit dem Inneren Kind bedeutet. Sie ist viel zu komplex, vielschichtig und umfasst viel zu viele Ebenen des Seins, als dass sie in Worte gefasst werden könnte. Vor langer Zeit entstand ein Bild in mir, das sich im Laufe der Jahre immer weiter formte und vervollständigte. Dieses Bild zeigt den Prozess, den ich in meinem Workshop begleiten darf. Doch, lass mich erst etwas ausholen…
Für mich sind wir alle Wesen, die aus verschiedenen Ebenen, mit unterschiedlichem Seelen-Background hierherkommen. Auf der Erde kann man eine Menge erleben und erfahren! Wir haben unterschiedliche Qualitäten, verschiedene Aufgaben und individuelle Vorhaben hier auf diesem wundervollen Planeten.
Eine Seele entscheidet sich also, auf der Erde ein neues Leben anzufangen.
Warum auch immer – die Gründe mögen individuell sein. Für dieses neue Leben gibt es eine Art „Drehbuch“, das die Seele mitbringt. Darin steht das Thema, die Essenz dessen, was durch den Menschen und mit dem Menschen auf der Erde erfahren werden will. Entsprechend diesem Drehbuch wird das neue Leben, die neue Bühne ausgewählt und eingerichtet. „Wo kann ich das, was ich erleben will, erleben? Ist es Afrika? Ist es Europa? Welcher Fleck der Erde passt am besten zu meinem Drehbuch? Was ist die richtige Kulisse, welche soziale Schicht, welches Bewusstsein?“ Auf dieser Bühne spielen wir nicht für ein Publikum. Wir spielen für uns selbst.
Dann muss die passende Besetzung für die einzelnen Rollen noch her.
„Wer ist die richtige Mutter für die Erfahrungen, die ich machen will? Wer soll mein Vater sein? Welche wichtigen Rollen gibt es noch zu besetzen?“ Ja, es ist oft schwer zu glauben, aber wir landen nicht zufällig dort, wo wir landen. Und die wichtigen Menschen in unserem Leben sind keine Zufälle. Sie sind nicht zufällig auf unserer „Lebensbühne“ aufgetaucht, um unser Leben und unser Glück zu bereichern oder zu versauen. Wir brauchen sie. Unser Drehbuch verlangt nach ihren Rollen, unsere Seele will sie. Es hat einen Sinn. Einen Sinn, der uns einst noch bewusst war.
Ok, wir landen also, mit dem Drehbuch unter dem Arm auf der Erde. In dem Im Workshop lasse ich die Teilnehmer sich diese Landung anschauen. Sie können erfahren, aus welcher Ebene sie kommen, welche Qualitäten sie mitbringen und warum ihr Weg auf der Erde sich so gestaltet hat, wie sie ihn erlebt haben. Sie können die Rollen ihrer Eltern erkennen und ihren eigenen Weg mit all den Erfahrungen besser verstehen. Dass dadurch vieles bewusst wird und das Loslassen des Unmuts leicht fällt, muss ich nicht sagen.
Nun komme ich zu dem Bild, das ich anfangs erwähnte:
Die Arbeit mit dem Inneren Kind ist für mich, wie gärtnern.
Ja genau, gärtnern… Die Bühne ist in gewisser Weise dann der Garten. Der Boden des Gartens ist unser innerer Boden, der alle Potenziale der Seele in sich birgt und bereithält. All die Qualitäten, die in unserem Seelengrund liegen, wie Samen, die darauf warten, heranzuwachsen. Manche dieser Samen sprießen sofort, sobald das Licht der Erde sie anstupst. Andere sind tief vergraben und schlummern unerkannt. Mit diesem angelegtem Reichtum kommen die Teilnehmer in den Workshop. Und wir fangen an zu gärtnern. Als erstes öffnen wir vorsichtig das Gartentürchen. Dann schauen wir uns den Garten an und fangen langsam an aufzuräumen, auszumisten. In der Regel liegt einiges an Unrat rum: Alte Erfahrungen, Traumata und vieles, was mal für etwas gut war, was gebraucht, aber nie wieder weggeräumt wurde und einfach vor sich hin rostet. Meistens gibt es die eine oder andere blühende oder tragende Pflanze in diesem Garten. Aber auch einiges an „Unkraut“ hat sich in all den Jahren tief verwurzeln können: Wie z. B. Überzeugungen und Glaubenssätze. Sie lassen die im Boden angelegten Samen und das bereits Sprießende nicht gedeihen.
Wir räumen auf, lichten aus.
Wir machen uns an das Unkraut, packen es an den Wurzeln. Wir pflügen den Boden um, mit Licht und Liebe. Die Schatten fangen an zu weichen. Die im Boden angelegten Samen bekommen endlich Licht. Sie bekommen Lebenskraft, Lebensraum. Die Qualitäten der Seele erwachen langsam. Und wir gießen alles mit unserer Liebe, immer und immer wieder.
Wenn die Teilnehmer den Workshop verlassen, ist ihr Garten zu neuem Leben erwacht. Da gab es bisher keine Ausnahme. Er trägt oft bereits die ersten Früchte. In diesem Garten wächst ab da von Tag zu Tag mehr Liebe. Mehr Selbstliebe. In diesem Garten wächst das Glück. Und immer mehr Lebensfreude.
Und was ist mit dem Inneren Kind?
Welche Rolle spielt es in dem Bild des Gartens? Das Innere Kind ist alles. Es ist der Boden, der die Samen trägt, all die Schätze und Qualitäten. Es ist das Sprießende, das leben will, das aber bisher nicht genug Raum und Licht bekommen konnte. Seine unliebsamen Erfahrungen sind das Unkraut, das eine Welt erschaffen hat, die unserem Seelenbewusstsein nicht entspricht. Die unseren Potenzialen nicht gerecht wird. Das Innere Kind ist die helfende Hand, die mit anpackt. Und es scheut dabei keine Mühe. Es führt uns in die verborgensten Winkel des Gartens, die wir längst vergessen oder nie wirklich gekannt haben. Es hilft uns zu erkennen, an den Stellen, wo wir blind sind. Und vor allem schenkt es uns Liebe und Leichtigkeit. Sie machen unser Leben lebenswerter. Und das Gärtnern für uns einfacher. Es mag noch so zerrüttet sein, das Innere Kind hat seinen intakten Kern, der Licht und Liebe ist, nicht verloren. Es erinnert uns damit an die Wahrheit über uns selbst.
So verstehe ich meine Arbeit mit dem Inneren Kind. Klar, es ist damit noch nicht für immer alles getan. Wie bei einem „echten“ Garten auch nicht. Wenn man nach den sechs Tagen Workshop das Törchen wieder zumacht und den Garten sich selbst überlässt…… Aber das passiert nicht.
Einmal in das Bewusstsein gehoben, verschwindet der Garten nicht mehr ganz aus dem Blickfeld.
Und der kleine „Gärtner-Gehilfe Inneres Kind“ sorgt oft dafür (wenn es sein muss lautstark), dass er weiter versorgt wird. Aber das Beste ist: Der Boden und die daraus wachsenden Pflanzen haben in den sechs Tagen so viel Kraft gewonnen, dass sie nichts mehr so schnell umhauen kann. Es ist eine neue, stabilere Grundlage für das ganze Leben entstanden.
Trotzdem freut sich der kleine „Gärtner-Gehilfe“ über Hände die immer wieder mal anpacken, wenn es nötig ist. Und vor allem freut er sich über Aufmerksamkeit und über jede Menge Liebe. Denn Liebe ist die Essenz, aus der alles wächst. Sie ist die Sonne, die alles zum Blühen und zum Gedeihen bringt. Durch sie erwacht jeder Garten und jeder Gärtner zu neuem Leben.
Auch Lust zum Gärtnern? Dann fange an… Du wirst dich sehr bald an den ersten Früchten erfreuen können.
In Liebe,
Sehr schönes Bild mit dem Garten, Sina!!!
Danke für dein Feedback lieber Thomas, es freut mich, dass es dir gefällt!