Lecture von Agni Eickermann:

Wir erinnern uns alle an das Alte Testament, wo Jesus sagte: „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder…“. Das erinnert uns daran, dass wir uns verlassen haben, dass wir unsere eigene  Unschuld verlassen haben, die Unschuld, uns in allem wiederzukennen. Diese Unschuld ist uns in die Wiege gelegt worden, als unsere Geburtsweisheit.

Als Kind kennen wir die Trennung zwischen „meine „ und „deine“ nicht, wir sind nicht so sehr eingetaucht in die Polarität – wir lernen es aber schnell, dadurch, dass wir Sachen haben dürfen, oder andere nicht. So fängt Bindung wieder neu an, wir lernen „das darf ich – das darf ich haben – das gehört mir nicht – das will ich haben – das bekomme ich nicht“ und wir gehen Bindungen auf unzähligen Ebenen ein.

Wenn wir wieder werden, wie die Kinder, wenn wieder die Ursprungsunschuld in uns wieder erwacht, suchen wir keine Bindungen mehr. Wir bewegen uns sicher in Bindungslosigkeit.
Die Interesse an Bindung ist die Suche nach Sicherheit, des Geborgenseins, des Eingrenzens, den eigenen Platz überschaubar zu machen, uns fest halten zu können an dem Gewohnten, an das, was wir uns zugeordnet haben, uns orientieren zu können an dem, von dem wir uns abgewandt haben.

Als Kinder, unschuldig, in Einheit mit unserer Welt, haben wir nichts, was wir ablehnen, haben wir nichts, was wir an uns binden, haben wir nichts, an dem wir uns fest machen können, außer im Verankertsein in unserem eigenen Selbst. Und da ist das Ziel unseren spirituellen Weges, dort wieder anzukommen, wo wir einst begonnen haben, in Einheit mit uns, mit unserem Weg, in der Einheit mit unserer göttlichen Herkunft, unserem Glücklichsein, das nicht unterbrochen wird durch Bindung und Nicht-Bindung, durch Haben und Nicht-Haben. Unser Glücklichsein, das zu uns gehört, wie unser Atem, wie unser Licht, wie unsere Liebe, wie unser gesamtes Sein und immer wieder mit uns den Weg beschreitet durch unsere Erfahrungen, ohne dass diese Erfahrungen uns belasten, ohne, dass diese Erfahrungen neue Bindungen schaffen, sondern uns unschuldig zurück kehren lassen in unseren himmlischen Ort der Herkunft, zurück kehren lassen zu dem Thron des Vaters, zurück kehren lassen zu uns selbst.

Werdet, wie die Kinder uns euer Leben ist glücklich und reich an Erfahrungen, die nicht binden.